G20-Länder wollen Wachstumsschwäche mit Reformen bekämpfen

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Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer wollen die wirtschaftliche Schwäche vieler Staaten mit Reformen bekämpfen.
Einseitige Währungsabwertungen, um so Vorteile auf dem Weltmarkt zu erlangen, sollen dagegen vermieden werden, wie die G20-Staaten am Samstag zum Abschluss ihrer Konferenz in Shanghai versicherten. IWF-Chefin Christine Lagarde hatte zuvor vor einer weiteren Eintrübung der Weltwirtschaft gewarnt. Die Börsenturbulenzen im Zuge des massiven Ölpreisverfalls, die deutliche Konjunkturabkühlung in China sowie die Flüchtlingskrise in Europa bereiten vielen Experten Sorgen. Auch ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens ist laut G20- Abschlusserklärung ein Risiko.
Lagarde sagte in der chinesischen Finanzmetropole, die Weltwirtschaft könne vom Kurs abkommen, wenn es kein gemeinsames politisches Handeln gebe. Das sei aber vielen bewusst. Für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sind Strukturreformen entscheidend für nachhaltiges Wachstum. Sein Kollege aus der Volksrepublik, Lou Jiwei, ergänzte, China sei bereit, seinen Beitrag dazu zu leisten. Investitionen in die Infrastruktur seien wichtig. Zudem müssten Märkte stärker geöffnet werden und es mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt geben.
In der Schlusserklärung kündigen die G20-Länder an, Handlungsoptionen zu erarbeiten, um notfalls gemeinsam auf Gefahren für Wachstum und Stabilität reagieren zu können. Die Notenbanken könnten nicht allein für mehr Wachstum sorgen. Von Konjunkturprogrammen, die Schäuble ablehnt, war nicht die Rede. Aus Schäubles Sicht führen diese zu einer noch höheren Verschuldung und Preisblasen an den Kapitalmärkten.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) setzt sich dagegen für solche Nachfrage-Impulse ein. Er hatte erst im Januar seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum um jeweils 0,2 Punkte auf vergleichsweise magere 3,4 Prozent für dieses und 3,6 Prozent für nächstes Jahr zurückgenommen. Laut Lagarde sind weitere Revisionen nach unten möglich.
WEIDMANN – KONJUNKTURPESSIMISMUS AN MÄRKTEN IST ÜBERTRIEBEN
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält die Befürchtungen an den Finanzmärkten um den Zustand der Weltwirtschaft dagegen für übertrieben. "Aus meiner Sicht besteht kein Anlass, die Wirtschaftsaussichten allzu schwarz zu sehen." Chinas Wirtschaft hatte 2015 so gering zugelegt wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr – mit entsprechenden Auswirkungen für die globale Konjunktur. China will sein exportlastiges System auf mehr Konsum umstellen und nimmt dabei kurzfristig auch geringere Wachstumsraten in Kauf.
Über Entwicklungen an den Devisenmärkten wollen sich die G20-Länder enger austauschen, wie sie weiter erklärten. Zielmarken für Währungskurse soll es aber keine geben. Vor allem die Notenbanken Japans und der Euro-Zone hatten zuletzt mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik für eine Abwertung gesorgt. Der Dollar ist angesichts leicht steigender Zinsen in den USA dagegen im Aufwind, was zulasten der Exportindustrie in der weltgrößten Volkswirtschaft geht. Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, sagte, es solle künftig gegenseitige Vorabinformationen bei Maßnahmen geben, die zu einer Währungsabschwächung führen könnten. Dies solle über das G20-Format oder den IWF geschehen.
REUTERS
Sonntag, 28. Februar 2016
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