Frühe Zinswende ade – US-Wirtschaft bricht ein

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Reuters
Der starke Dollar und ein ungewöhnlich strenger Winter haben die US-Wirtschaft gehörig aus dem Tritt gebracht.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 0,7 Prozent, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Eine erste Schätzung hatte noch ein kleines Plus ergeben. Die enttäuschenden Daten sind Wasser auf die Mühlen der Befürworter einer späteren Zinswende in den USA. Noch zögert die Notenbank Fed mit einem solchen Schritt: "Für Juni ist eine Erhöhung vom Tisch. Die Fed wird mehr Belege sehen wollen, dass die Konjunktur wieder auf den Pfad der Erholung zurückkehrt", sagte Commerzbank-Experte Christoph Balz voraus.
Wie viele Fed-Beobachter rechnet auch er erst für September mit der Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik, mit der die Konjunktur seit Jahren aufgepäppelt wird. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen halten den Leitzins seit Ende 2008 – dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise – bei null bis 0,25 Prozent. Abgesehen von dem schwachen ersten Quartal hat sich die US-Wirtschaft zuletzt vergleichsweise gut geschlagen.
Mit dem vielen billigen Geld der Notenbank und sonstigen Hilfen in Form von Staatsanleihe-Käufen eilten die US-Aktienmärkte in den vergangenen Jahren von Rekord zu Rekord. Die Anleger zeigten sich nun wenig beeindruckt von der Nachricht, dass die Wirtschaft schrumpft: Die Kurse an der Wall Street gaben nur leicht nach. Der Euro legte zum Dollar kurzzeitig auf mehr als 1,10 Dollar zu.
 
Denn die Probleme werden als temporär angesehen. Heftige Schneefälle beeinträchtigten die Wirtschaft, die zusätzlich noch durch einen Streik von Hafenarbeitern an der Westküste belastet wurde. Zudem hemmte die Dollar-Stärke die Unternehmen, da sich dadurch US-Produkte auf den Weltmärkten verteuerten. Firmen wie Microsoft und Procter & Gamble haben bereits gewarnt, dass der Wechselkurs ihre Gewinne und Umsätze belastet.
Die US-Exporte gingen zu Jahresbeginn um 7,6 Prozent zurück und damit noch stärker als zunächst geschätzt. Zugleich zogen die Importe mit 5,6 Prozent weit kräftiger an als erwartet. Der private Konsum fiel mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent relativ schwach aus. Noch Ende 2014 lag das Plus bei weit mehr als vier Prozent.
Experten rechnen damit, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einem Wachstum von zwei Prozent zurückmelden wird. Dennoch dürfte dies das schwächste erste Halbjahr seit 2011 werden. Commerzbank-Ökonom Balz erwartet jedoch, dass die Konjunktur bei einer weiteren Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt im Spätsommer eine Zinserhöhung verkraften kann. Für die am nächsten Freitag anstehenden Jobdaten für den Monat Mai veranschlagen Experten ein weiteres kräftiges Plus von weit über 200.000 neuen Arbeitsplätzen. Da sich zuletzt auch die Inflation in die von der Notenbank gewünschte Richtung von zwei Prozent bewegte, dürfte einer Zinserhöhung im September dann wohl nichts mehr im Wege stehen.
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