Wikileaks-Informant verurteilt Bradley Manning muss für 35 Jahre hinter Gitter

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Im Prozess um einen der größten Fälle von Geheimnisverrat in der US-Geschichte ist der Wikileaks-Informant Bradley Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Das Militärgericht in Fort Meade entließ den 25-jährigen Obergefreiten außerdem unehrenhaft aus der Armee. Bei guter Führung könnte er aber in weniger als zehn Jahren wieder freikommen. Manning hofft nach Angaben seines Anwalts auf eine Begnadigung durch US-Präsident Barack Obama.
Manning hatte der Enthüllungswebseite Wikileaks hunderttausende Militärdokumente und diplomatische Depeschen zugespielt. Ende Juli hatte das Gericht in Fort Meade ihn in 20 von 22 Anklagepunkten für schuldig erklärt, darunter Spionage. Vom besonders schwerwiegenden Vorwurf der Unterstützung des Feindes wurde er aber freigesprochen.
Der schmächtige Manning stand mit fahlem Gesicht zwischen seinen Anwälten, als Richterin Denise Lind das Strafmaß verkündete. "Obergefreiter Manning, Sie werden zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt", sagte Lind. Vor seiner Entlassung aus der Armee wurde Manning zum einfachen Gefreiten degradiert, außerdem verliert er seine Sold- und Pensionsansprüche. Die Militärrichterin blieb aber hinter den Forderungen der Anklage zurück, die mindestens 60 Jahre Haft verlangt hatte.
Mannings Anwalt David Coombs sagte in Fort Meade, dass sein Mandant zumindest auf eine Herabsetzung des Strafmaßes hoffe. In einer Botschaft von Manning an Obama, die Coombs verlas, hieß es: "Wenn Sie meine Bitte um Gnade ablehnen, dann werde ich meine Zeit absitzen in dem Wissen, dass man manchmal einen hohen Preis bezahlen muss, um in einer freien Gesellschaft zu leben."
Das Weiße Haus reagierte kühl. Sollten der 25-jährige Manning oder seine Anwälte ein Gnadengesuch einreichen, werde dies "wie jedes andere Gesuch" geprüft, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest.
Lind legte fest, dass Mannings bisherige Zeit hinter Gittern seit Mai 2010 sowie 112 Tage wegen schlechter Haftbedingungen abgezogen werden. Nach einem Drittel der Strafe darf Manning erstmals einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen – und könnte möglicherweise in gut neun Jahren wieder freikommen. Außerdem wird seine Verurteilung automatisch von einem Berufungsgericht überprüft.
Mit Blick auf die mögliche vorzeitige Haftentlassung sprach Wikileaks nach dem Urteil von einem "entscheidenden strategischen Sieg". Viele Bürgerrechts- und Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Strafmaß aber. Die US-Bürgerrechtsgruppe ACLU erklärte, das Urteil sei eine schlechte Nachricht "für alle Amerikaner, die für eine sachkundige öffentliche Debatte auf mutige Informanten und eine freie Presse angewiesen sind". Amnesty International rief Präsident Barack Obama auf, Manning zu begnadigen.
Manning hatte eingeräumt, während seiner Stationierung im Irak zwischen November 2009 und Mai 2010 rund 700.000 Geheimdokumente von Militärrechnern heruntergeladen und an Wikileaks weitergeleitet zu haben. Darunter waren Feldberichte aus Afghanistan und Irak ebenso wie vertrauliche Depeschen von US-Botschaften aus aller Welt. Auf einem Video war zu sehen, wie von US-Kampfhubschrauber aus in Bagdad unbewaffnete Menschen getötet wurden.
Für seine Unterstützer ist Manning ein Held, der mit den Enthüllungen ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten der US-Militäreinsätze geworfen hat. Die Regierung von Präsident Barack Obama sieht ihn dagegen als Verräter, der die Sicherheit von US-Soldaten auf den Schlachtfeldern auf Spiel gesetzt hat.
Obama geht hart gegen undichte Stellen in seiner Regierung, bei den Geheimdiensten und im Militär vor. Eine ähnliche Strafe wie Manning könnte auch dem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden drohen, der Dokumente über die Überwachung des Internets durch den US-Geheimdienst NSA an die Medien weiterleitete. Der seit Mai flüchtige Computerexperte befindet sich in Russland, das ihm vorerst Asyl gewährt hat.
AFP
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